1942 – Hoffen und Bangen im Schatten von Stalingrad
02. April

Der Luftkrieg kommt nach Deutschland
Die Luftangriffe der Anti-Hitler-Koalition von 1939 bis 1945 waren die Reaktion auf die militärische Aggression des nationalsozialistischen Deutschlands in Europa. Anfänglich wurden die Angriffe von alliierter Seite nur taktisch geführt. Nachdem die deutsche Luftwaffe wie bereits zuvor im Spanischen Bürgerkrieg – so beispielsweise beim Luftangriff auf Gernika – strategische Bombardements gegen feindliche Städte flog – zum Beispiel Bombardierung Warschaus, Rotterdams, Londons und anderer britischer Großstädte –, ging man ab 1942 auf alliierter Seite zu einem strategischen Einsatz der Luftstreitkräfte mit Flächenbombardements über. Basierend auf den Beschlüssen der Casablanca-Konferenz wurde eine grundsätzliche Arbeitsteilung mit Nachtangriffen der britischen Royal Air Force gegen Flächenziele und Tagangriffen der United States Army Air Forces gegen Punktziele festgelegt. Die sowjetischen Luftstreitkräfte beschränkten sich hingegen weitgehend auf taktische Ziele. Die Luftangriffe der Westalliierten hatten zum Ziel, zivile Infrastruktur und kriegswichtige Industrie im Deutschen Reich zu zerstören oder zu schwächen sowie durch Angriffe auf Stadtkerne und Wohnviertel die Bevölkerung zu demoralisieren.
Der Luftangriff der Royal Air Force auf Lübeck am 29. März 1942 war der erste Angriff in Form eines Flächenbombardements auf einen deutschen Großstadtkern durch die Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg. Hilde Nordhoff erfuhr am 02. April 1942 von der Bombardierung aus einer Chemnitzer Zeitung „und sah auf der Vorderseite ein Bild von Lübeck, mit der Petrikirche und noch anderen Gebäuden. Die Stadt, das Nürnberg [des] Nordens, so schreibt man, ist vor einigen Tagen einem schlimmen Luftangriff anheim gefallen. Die prächtigsten Kirchen haben große Zerstörungen erlitten. Furchtbar sei es anzuschau[e]n. Ach Du! Welch fürchterlicher Kampf, dieser Luftkampf. Und zu denken, daß nicht nur tausende von Menschen dabei umkommen, sondern auch die wundervollen, alten Baudenkmäler geopfert werden müssen, die doch dann nie mehr in ihrer Schönheit uns grüßen werden; das ist grausam. Zu grausam! Nicht nur die eine Stadt hat derartige Verluste zu beklagen, hundert andre noch! Ich habe sie alle noch, die schönen Postkarten, die Du mir im vergangenen Jahre bei Deinem Aufenthalt in Lübeck schicktest, Alle die bekannten Gebäude sind dabei: Und wenn man denken soll, heute ist all das ein wüster Trümmerhaufen, dann könnte einem eine ohnmächtige Wut packen über das Treiben. Aber – was können wir dagegen tun? Das schreckliche Gericht dieses Krieges vollzieht sich [an] uns wie am Feinde mit grausamer Unentrinnbarkeit.“
Feb 2, 2020

Das einsetzsende Ende des Afrikafeldzuges
Der Afrikafeldzug fand zwischen September 1940 und Mai 1943 in Nordafrika statt. Der Krieg begann in Ägypten mit der italiensischen Invasion Ägyptens im September 194, wurde aber durch den britischen Gegenangriff bis Januar 1941 nach italienisch-Lybien verschoben. Nachdem im Februar 1941 Truppen der deutschen Wehrmacht nach Lybien verlegt worden war, wurden die Allierten wieder bis an den Ostrand Ägyptens zurückgedrängt. Dadurch dass eingekesselte alliierte Truppen monatelang der Belagerung von Tobruk standgehalten hatten, gelang es britischen Truppen zum Jahreswechsel 1941/42, Tobruk zu entsetzen und die Achsenmächte – in diesem Fall Deutschland und Italien – nach Westlibyen zurückzudrängen.
Die Achsenmächte gingen im Januar 1942 zur Offensive über, drängten die Alliierten nach Ägypten zurück und konnten Tobruk erobern. In Nordwestägypten brachten die britischen Truppen die Achsenmächte in der Ersten Schlacht von El Alamein und der Schlacht von Alam Halfa zwischen Juli und September 1942 zum Stehen und errangen dann im Rahmen der Zweiten Schlacht von El Alamein Ende Oktober 1942 einen großen Sieg.
Während sich die Achsenmächte nach dieser Niederlage aus Ägypten zurückzogen, landeten westalliierte Truppen Anfang November 1942 in Französisch-Nordafrika und weiteten damit den Kriegsschauplatz auf Marokko, Algerien und Tunesien aus. Hierbei landeten erstmals Verbände der US-amerikanischen Streitkräfte auf dem europäisch-nordafrikanischen Kriegsschauplatz. Die jetzt aus zwei Richtungen bedrängten Achsenmächte zogen sich nach Französisch-Tunesien zurück und ergaben sich schließlich am 13. Mai 1943.
In seinem Brief vom 11. November 1942 äußert sich Roland Nordhoff besorgt über den weiteren Kriegsverlauf angesichts des Eingreifens der USA: „Aufschlußreich die Äußerungen eines Amerikaners über den Zweck des Eingreifens der Amerikaner in Nordafrika: 1) um Rommel zu treffen 2.) um Stützpunkte für die Sowjethilfe zu gewinnen 3.) um Italien angreifen zu können. Das sind Absichten und Gefahren, die ernst genommen werden müssen. Freilich haben die Angreifer ein großes Risiko auf sich genommen: daß sie von den U–Booten geschnappt werden. Aber die sind nicht so schnell wie die mächtigen Transporter und die Kriegsschiffe. Ja – der Amerikaner kommt – seine Rüstungsindustrie kommt nun erst auf Touren und wird in der nächsten Zeit erst recht zur Geltung kommen.
Der Sieg ist durch seinen Eintritt in den Krieg nicht leichter geworden – und wenn der Japaner nicht zu uns hielte – er wäre gar ein gefährlicher Gegner mit seiner mächtigen Flotte. Was ist das doch ein mächtiger, lodernder Haß, der solche Kriegsmaschine in Gang setzt und hält – grimmiger, verbissener Haß! Wenn auch das Gute den Menschen zu solchen Anstrengungen und Taten beflügelte wie der Haß im Kriege. Was mag Gott über unserem Volke beschlossen haben? – Und wir können doch nicht anders, als mit auf den Sieg hoffen – weil er die einzige Basis ist, von der aus wir jemals wieder zu einem freieren Leben gelangen können.“


